Für einen Vortrag über Depressionen im Jugendalter konnte die AG Gesundheit des GT den ärztlichen Leiter der Luisenklinik Norbert Grulke als Fachreferenten gewinnen. Schulleiter Markus Eisele begrüßte den Gast am 5. Februar im Kleinen Saal des Konzerthauses und sprach seinen Dank an die AG Gesundheit sowie an das Team der Luisenklinik aus, das als verlässlicher Partner fungiert, insbesondere in Bezug auf die gute Zusammenarbeit mit der Klinikschule.
„Sagen Sie doch mal am nächsten Stammtisch: Ich habe eine Angststörung. Sie werden sehen, dass Depressionen noch immer nicht gesellschaftlich anerkannt sind.“, eröffnete Norbert Grulke vor den Eltern und Lehrern des Gymnasiums Trossingen seinen Vortrag. Umso wichtiger sei es, dass sich Schulen um die psychische Gesundheit ihrer Schüler kümmern.
Das größte gesellschaftliche Hindernis ist die negative Einstellung gegenüber psychisch Kranken. Auch die Diagnose selbst gestaltet sich schwierig, die Grenzen zur psychischen Störung sind oft fließend: Ist es Reinlichkeit oder Waschzwang? Trauer oder Depression? Psychischen Funktionen können auf vielfältige Weise gestört sein, sei es Angst im Dunkeln, Konzentrationsstörungen oder Nervosität. Entscheidend für eine Diagnose sei der Leidensdruck der betroffenen Person.
Zur Veranschaulichung der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung verwies Grulke auf verschiedene Studien wie die Bella-Studie – eine Langzeitstudie von 2003 bis 2024 – sowie die Copsy-Studie, die einen Anstieg psychischer Erkrankungen von 20% vor Corona auf 30% während und nach der Pandemie dokumentierte. Innerhalb der vergangenen 15 Jahre hat sich der Anstieg bei Jugendlichen bis zum 15. Lebensjahr verzehnfacht. Mögliche Ursachen dafür sind gesamtgesellschaftliche Faktoren wie Armut, Klimawandel, Kriege und die Corona-Pandemie, schulische Belastungen durch Stress, Mobbing und Ausgrenzung sowie individuelle Faktoren durch belastende Lebensereignisse.
Grulke beleuchtete biologische und psychosoziale Ursachen und Auslöser von Depressionen und depressiven Episoden, sowie deren Behandlungserfolge bzw. Herausforderungen bei unbehandelten Depressionen. Er sprach auch über mögliche Diagnosekriterien und thematisierte Schutzfaktoren. Abschließend ging er auf verschiedene Säulen der Behandlung bei Depression und deren Wirksamkeit ein, wobei er die Bedeutung von Sport und Bewegung hervorhob und verschiedene Anlaufstellen für Jugendliche sowie Ansprechpartner für Eltern vorstellte. Die Möglichkeit, eigene Fragen direkt an Herrn Grulke zu stellen, rundete diesen informierenden und bereichernden Vortrag ab.