Bereits einen Monat nachdem eine Schülergruppe des GT mit ihren Lehrern Marta Tomanek, Martina Fichter und Erich Unrau in Danzig war, fand der Gegenbesuch statt. 25 Schülerinnen und Schüler des Liceum Chało Danzig besuchten mit zwei Lehrern das Gymnasium Trossingen.

 „Oft liegen bei einem Schüleraustausch mehrere Monate zwischen den Besuchen. Dass wir uns für zwei eng aufeinanderfolgenden Termine im April in Danzig und im Mai hier in Trossingen entschieden haben, war zwar neu, aber für alle Beteiligten eine gute Idee. So war beim Gegenbesuch der Kontakt noch frisch, es hatte keine Entfremdung zwischen den Gruppen stattgefunden – wir konnten direkt wieder anknüpfen“, begründet Tomanek die Terminfindung, die am Anfang des ganzen Prozesses stand. Doch wie ist es überhaupt zu dem Austausch gekommen? „Dafür muss ich ein bisschen ausholen“, meint Tomanek. „Um interkulturelle Bildung und internationalen Austausch stärker im Schulalltag zu verankern, hatte sich das Gymnasium Trossingen 2022 um das ‚Schule:Global‘-Siegel beworben. Dabei ging es auch darum, interkulturelle Aktivitäten in verschiedenen Kulturkreisen auszubauen. Da das GT auch einige Schüler mit osteuropäischen Wurzeln hat, habe ich an einer Fortbildung des Deutsch-Polnischen Jugendwerks teilgenommen. Darüber ist der Kontakt zum Lizeum Chalo in Danzig entstanden.“

Das Danziger Lizeum unterrichtet Deutsch als zweite Fremdsprache, sodass ein Austausch mit einem deutschen Gymnasium naheliegt. Doch da bei zwei bis drei Jahren Fremdsprachenunterricht noch keine flüssigen Konversationen möglich sind, fand auch viel Kommunikation auf Englisch oder mit Händen und Füßen statt. „Das hat der guten Atmosphäre keinen Abbruch getan, wir hatten eine insgesamt tolle Stimmung. Besonders hervorheben möchte ich dabei die tatkräftige Unterstützung der Eltern, ob beim gemeinsamen Grillen oder auch bei der Realisierung des Wasser-Projekts, das wir in Danzig begonnen und hier fortgesetzt haben“, lobt Unrau die aktive Mithilfe, die den Jugendlichen diesen Austausch ermöglicht hat.

Das Wasser-Projekt mit dem Titel „Eintauchen in die Realität“ war ein verbindendes MINT-Projekt mit Unterstützung des Deutsch-Polnischen Jugendwerks zur Förderung der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit, das sich als roter Faden durch beide Besuche zog. Bereits in Danzig hatten die Schüler dazu wissenschaftlich gearbeitet, Wasserproben untersucht und waren der Frage nachgegangen, wie stark das Wasser in Danzig verschmutzt ist und welche Lösungsansätze es zur Vermeidung des Problems gibt. Auch in Deutschland gab es ein thematisch umfangreiches Programm. So wurden beispielsweise Wasserproben aus dem Neckar untersucht und das Wasserwerk Sipplingen besucht, das als Bodensee-Wasserversorgung vier Millionen Menschen in Baden-Württemberg mit Wasser versorgt. Seinen Abschluss fand das Projekt in einer umfangreichen Präsentation der Gruppenergebnisse zum Abschluss der Austausch-Woche in den Räumlichkeiten der Mensa des neuen Ganztagesgebäudes.

Um den Austausch auch in kommenden Jahren konstruktiv weiterführen zu können, müssen sich beide Schulen auch mit Herausforderungen auseinandersetzen. „Es war unser erster Austausch mit Polen. Beide Seiten mussten sich erst einmal finden; das ging nicht immer konfliktfrei, aber auch darum geht es ja – Mentalitätsunterschiede und die andere Kultur kennenzulernen“, meint Tomanek. „Ich war zum ersten Mal in Polen“, resümiert Fichter, „und das war eine große Chance, die Menschen dort ganz im Sinne eines Austauschs kennenzulernen, den Blick zu weiten und eigene Vorstellungen abzulegen. Danzig ist eine wunderschöne Stadt. Schade fand ich, dass wir dort nicht richtig die Regelschule kennenlernen konnten. Der Unterricht an einer Montessori-Schule unterscheidet sich doch sehr – aber auch das ist eine wichtige Erfahrung für uns, Einblicke in andere Schulsysteme zu bekommen.“