Trossingen rockt die Antike – „Lysistrata.reloaded – Krieg oder Liebe“

Mit Schülern eine zweieinhalbtausend Jahre alte Komödie auf die Bühne bringen? Das klingt erstmal altbacken. Doch in der Musical-Adaption „Lysistrata.reloaded“ von Andreas Schmittberger ist von Langeweile keine Spur – im Gegenteil: Mit jeder Menge Power, Spaß und Spielfreude rockten die Schülerinnen und Schüler der Musical-AG am Gymnasium Trossingen am 21. und 22. November die Bühne und brachten das Konzerthaus zum Klingen.

Krieg oder Liebe? Das Thema ist aktueller denn je, auch wenn die Wurzeln des Stücks im Jahr 411 v. Chr. liegen: Seit 30 Jahren tobt der Krieg zwischen Athen und Sparta. Aber die Frauen haben die Nase voll. Unter der Führung von Lysistrata greifen sie zu einem ungewöhnlichen Mittel: Die Frauen Athens und Spartas verschwören sich, um den Frieden zu erzwingen. Sie besetzen unter Führung der Titelheldin die Akropolis, konfiszieren die Staatskasse und verweigern ihren Männern nicht nur das Geld, sondern auch die Liebe.

Dabei wird der antike Komödienklassiker ins 21. Jahrhundert übertragen und in eine Rahmenhandlung mit Lokalkolorit eingebettet, in eine „ganz normale Schulsituation“: Alexandra bittet ihre Freundin Britt um Hilfe, denn Herr Schumacher habe ihr Handy einkassiert, das sie trotz des Verbots im Unterricht benutzt habe. Und nun müsse sie den alten Schinken „Lysistrata“ zusammenfassen, um es zurückzubekommen. Um ihrer Freundin zu helfen, vernachlässigt Britt sogar ihre eigenen Lernpflichten und bei einer scharfen Pizza Peperoni tauchen die beiden in eine Geschichte ein, die beinah ebenso scharf ist wie ihre Pizza.

Die moderne Fassung überzeugte nicht nur durch ihre witzigen Dialoge, sondern vor allem durch die Vielfalt der Songs, von Rap-Grooves, eingängiger Pop-Musik, zarten Balladen oder auch einer beinah lasziv-verruchten Swingnummer bis hin zum Sirtaki – eine stilistische Vielfalt, bei der für jeden Geschmack das Passende dabei war.

„Eine Musical-Produktion ist eine echte Hausnummer und für die Schüler ist es ganz erstaunlich zu erleben, wie viele Gewerke darin involviert sind. Ein Lehrer alleine könnte das gar nicht stemmen“, erklärt die Musiklehrerin Tanja Staudenmaier, die mit ihrer Kollegin Annette Besch-Kaufmann die Produktionsleitung innehatte. „Mit der Planung beginnen wir fast zwei Jahre vorher, das geht mir der Stückauswahl und Terminfindung los. Die längste Zeit braucht dann das Einstudieren der Musik, der Texte und Lieder.“ Band, Chor, Solisten – das alles laufe zunächst parallel und werde dann im letzten Schritt zusammengefügt.

Stefan Merkl hatte die Songs für die Musical-Band arrangiert, die bei den Aufführungen von Beatrix Rey und Thomas Duttenhöfner geleitet wurde. Darüber hinaus verantwortete Thomas Duttenhöfner die Band-Probenarbeit seit Schuljahresbeginn. Passend dazu sorgte Marta Tomanek mit ihrer abwechslungsreichen Choreographie-Arbeit für tänzerischen Schwung auf der Bühne. Anna Rimann hatte mit ihrem Kunstkurs die Bühnenkulissen gestaltet, eine Szenerie aus der Akropolis umgeben von lebensgroßen Figuren der Athener und Spartaner, die dem Geschehen einen klaren visuellen Rahmen gaben. Während Tanja Staudenmaier im Endspurt ihren Fokus auf Organisatorischem hatte, kümmerte sich Annette Besch-Kaufmann intensiv um die Stimmbildung der Solisten.

„Ohne die professionelle Technik wäre das Musical allerdings in der Form gar nicht möglich gewesen“, erklärt Tanja Staudenmaier. „Die Solisten waren mit Headset-Mikrofonen ausgestattet und wir hatten eine Lichtanlage, mit der passgenaue Effekte und eine beeindruckende Lichtshow umgesetzt werden konnten – das war ein echtes Highlight und eine tolle Möglichkeit für unsere Schüler, mit Profis zusammenzuarbeiten.“ Und so gilt ein besonderer Dank den Profis der Liederhalle Stuttgart an der Licht- und Tontechnik David Hauser und Finja Buchholz, die mit Equipment und Expertise zum Erfolg der Produktion beigetragen haben, und Markus Held mit seinem Knowhow aus der IT-Branche.

„So ein Projekt erfordert enorm viel Zeit und Kraft – aber die Motivation der Schüler und all ihre Ideen, mit denen sie sich einbringen, zeigen, dass es sich lohnt. Gemeinsam können wir etwas so Großes auf die Bühne bringen und eine Geschichte, die uns alle betrifft, zum Leben erwecken“, freut sich Annette Besch-Kaufmann. „Für die Schüler ist es eine enorme Erfahrung, zweimal vor fast 500 Leuten zu spielen. Das erfordert nicht nur Mut, es gibt den Schülern auch eine ungeahnte Stärke. Egal ob vor oder hinter der Bühne – das war eine ganz starke Leistung!“

Das Publikum ließ sich von der Spielfreude der Schüler mitreißen, tauchte in die Geschichte ein, lachte Tränen und erlebte zwei wunderbare Musical-Abende voller Humor, Musik und Leidenschaft – eine Hommage an die Kraft der Liebe und den Mut zum Frieden.