Am 12. Und 13. Juni 2024 spielte die Theater-AG des Gymnasiums Trossingen die Komödie „Der eingebildete Kranke“ von Molière im kleinen Saal des Konzerthauses.

Ein Schuljahr lang arbeiteten 15 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 7 bis 9 gemeinsam mit ihrer Lehrerin Corinna Baumgarten an dem Stück und theatralen Möglichkeiten der Darbietung. Dabei ging es um mehr, als den 350 Jahre alten Text zu verstehen und die Geschichte auf die Bühne zu bringen. Die Probenprozesse erforderten auch eine ständige Auseinandersetzung mit sich selbst und der Gruppe, dem Kennenlernen und Überwinden eigener Grenzen und dem Mut, auf der Bühne auch ein Stück von sich selbst zu zeigen.

„Die Theater-AG ist ein Ort, an dem junge Menschen genau diese Erfahrungen sammeln und einander auf dem Weg begleiten und ermutigen. Dabei als Team zusammenzuwachsen und dann gemeinsam auf der Bühne zu stehen, ist ein großer Schritt unserer gemeinsamen Arbeit“, erklärt Baumgarten die kreativen Prozesse in der AG, die viele Freiräume lassen. Am Anfang steht nicht das Regiebuch, sondern die Geschichte: Argan, der wohl bekannteste Hypochonder der Weltliteratur, möchte seine Tochter Angelique mit einem Arzt verheiraten, um im Alter ärztlichen Beistand zu haben. Seine gierige Frau Beline, Angeliques Stiefmutter, möchte das Töchterchen aus reichem Hause lieber im Kloster sehen, um sich allein das ansehnliche Vermögen ihres Gatten zu sichern. Angelique selbst ist in Cléant verliebt und versucht mithilfe des pfiffigen Dienstmädchens Toinette und Onkel Berald die Pläne ihres Vaters und der Stiefmutter abzuwenden.

 In einem ersten Schritt versetzten sich die Schüler in diese unterschiedlichen Rollen und entwarfen eigene Szenen aus dem Leben der Protagonisten. Erst nach dieser intensiven Auseinandersetzung wurden Rollen vergeben und gemeinsam am Skript gearbeitet, Szenen gekürzt und sprachlich angepasst. Die Geschichte selbst beließen die Schüler dabei vom Plot her in ihrer Zeit, verwoben das Stück aber mit Elementen des modernen Spiels. Während der Bühnenaufbau über die gesamten drei Akte hinweg ein Zimmer im Hause Argans zeigte, verhalf eine gleichzeitig stattfindende Kamera-Arbeit zu weiteren Ebenen des Stückes. So wurden eine Leinwand im Hintergrund genutzt, um beispielsweise live das Geschehen an Nebenschauplätzen zu zeigen; Ärzte mischten Tinkturen und bereiteten sich auf die Behandlung Argans vor. Oder es gab durch digitale Einschnitte eine Innensicht in Gefühle der Protagonisten, in die unmöglich scheinende Liebe zwischen Angelique und Cléant. Auch Mehrfachbesetzung einzelner Rollen war ein Mittel der Interpretation. So handelte beispielsweise der dreifach besetzte Argan gleichzeitig auf der Bühne, um das Ausmaß seiner eingebildeten Krankheit zu zeigen. Das doppelt besetzte clevere Dienstmädchen Toinette verwickelte ihn in ein Verwirrspiel, die zweifache Angelique verstärkte das eigene Liebesglück und Liebesleid. Eine Schar Ärzte in ihren weißen Kitteln war für das Publikum durch einen eigenen Nebenschauplatz und die Live-Kamera omnipräsent.

Das Publikum belohnte die unterhaltsamen und kurzweiligen Abende mit viel Lachen und anhaltendem Applaus.